Als ich die Aufgabe bekommen habe, einen Artikel für diesen Blog zu schreiben war meine erste Idee, etwas über die biblischen Sendschreiben aus der Offenbarung herauszuarbeiten. Im Brainstorming hat sich allerdings schnell gezeigt, dass mein Fokus auf etwas Anderem liegt: auf der Kladde, also dem Heftchen, das jeder zu dieser Themenreihe bekommen konnte….
Ich nehme euch mal kurz mit in meinen Alltag. Ich stehe auf und verbringe den Morgen irgendwie, bis ich dann zu den Vorlesungen über Zoom erscheine. Nachmittags geht es weiter: ich lerne mit den Skripten, die ich auf OneNote abgespeichert habe, oder tippe irgendwelche Ausarbeitungen und Abgaben. Danach mache ich Sport – mit YouTube Videos, abends schaue ich mit meiner WG einen Film über Netflix, oder mache einen Videoanruf mit Freunden oder meiner Familie.
Geht es euch auch so, oder ähnlich? Alles läuft digital. Meine Wohnung ist gleichzeitig Klassenraum, Bibliothek, Fitnessstudio, Kino und Wohnort.
Der Alltag ist getaktet, ich verbringe den ganzen Tag an einem Ort, habe keine Wege und kann deswegen Termin nach Termin ohne Pause wahrnehmen. Natürlich hat das auch Vorteile: ich habe mehr Zeit, die ich effizienter nutzen kann. Aber ich glaube ihr versteht, worauf ich hinaus will: es kann Fluch und Segen zugleich sein.
Der Tag verfliegt. Ich liege nicht selten am Abend im Bett und bin überfragt damit, was ich mit meiner Zeit angefangen habe. Deswegen hat mich die Idee dieser Kladde abgeholt. Ein Notizbuch, ganz haptisch, ganz real, in dem ich meine Gedanken niederschreiben und festhalten kann.
Ich habe schon vor einigen Monaten mit einer ganz ähnlichen Methode angefangen. Ein paar Mal die Woche nehme ich mir Zeit zur Selbstreflektion. Ich schreibe meine Gedanken auf, stelle mir selber Fragen, die ich zu beantworten versuche, stelle Fragen an Gott, schreibe meine Gebete auf. Diese Methode ist fester Bestandteil meiner Zeit mit Gott geworden. Meistens nutze ich den Morgen dazu, wenn sonst noch niemand wach ist. Bei einer Tasse Kaffee und etwas ruhiger Musik kann ich dann entschleunigt in den Tag starten und üben, die Momente bewusst wahrzunehmen und die Zeit nicht einfach dahinplätschern zu lassen.
Vielleicht bringt euch die Kladde ja ein wenig auf den Geschmack? Probiert es doch mal aus, ein solches Büchlein der Ort sein zu lassen, mit dem ihr Ruhe, Entschleunigung und Begegnung mit Gott verbindet. Besonders wenn euch die Decke langsam auf den Kopf fällt und der eure Wohnung euch diesen Raum nur noch schwer bieten kann.